Preiswerter Urlaub mit Kindern: Bundesweit 31 Ferienstätten der Evangelischen Familienerholung machen das möglich. Die Corona-Pandemie stellt auch sie vor große Herausforderungen. Wie die Familienferienstätten die Krise meistern und warum gemeinnützige Urlaubsangebote für Familien wichtiger sind denn je, erklärt Katja Mast, stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion und Vorsitzende der Evangelischen Familienerholung.

Wie hat die Corona-Krise auch die evangelischen Familienferienstätten getroffen?

Katja Mast: Wenn das öffentliche Leben wegen der Corona-Pandemie heruntergefahren wird, passiert das natürlich auch in unseren 31 Familienferienstätten. Aufgrund der Kontakt- und Reisebeschränkungen wurden viele Häuser zeitweise geschlossen. Viele Beschäftigte in den Familienferienstätten waren in Kurzarbeit. Nun sind zahlreiche Beschränkungen aufgehoben und auch Reisen sind wieder möglich. Auf die alte Normalität müssen wir wahrscheinlich noch lange warten – bis ein Impfstoff zur Verfügung steht. Bis dahin müssen wir uns auf eine neue Normalität einrichten: Es müssen beispielsweise Hygienekonzepte erarbeitet und etabliert, Betreuungsangebote anders gestaltet werden und ein erheblicher Teil der Übernachtungen von Familien und Gruppen fällt weg. Gerade auch Jugend- und Klassenfahrten sind meist bis Jahresende ausgesetzt. Das ist für jedes einzelne Haus der Familienerholung und den jeweiligen Träger eine große organisatorische aber vor allem auch eine wirtschaftliche Herausforderung.

In der Krise hat sich aber gezeigt: Die Familienferienstätten stehen bereit, wenn es um die Unterstützung von Familien geht. Sie haben auch auf dem Höhepunkt der Krise ihre Arbeit nicht eingestellt, sondern kreative Wege und neue Angebote gefunden – zum Beispiel Beratung per Videokonferenz. Gerade auch zwischen den Häusern gibt es einen guten Austausch über „best practices“ und neue Ideen.

 

Welche Hilfsmaßnahmen konnten für die Familienerholung geschnürt werden und was ist im Rahmen des Konjunkturprogramms möglich?

Mast: Bund und Länder haben schnell und entschieden auf die Krise reagiert. Als Bundestagsabgeordnete und stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion standen und stehen für mich stets drei Ziele im Zentrum: Wir müssen die Gesundheit der Menschen schützen, Arbeitsplätze retten und Existenzen sichern.

Von den Ad-hoc Maßnahmen zu Beginn der Pandemie haben auch die Familienferienstätten profitiert – ich denke hier an das Kurzarbeitergeld und die Soforthilfen, die aus direkten Zuschüssen zum Beispiel für Betriebskosten bestanden. Beim zweiten Hilfsprogramm gab es zwar günstige Kredite für gewerbliche Unternehmen, aber eben nicht für gemeinnützige Unternehmen. Deshalb war es mir persönlich aber auch dem gesamten Fraktionsvorstand der SPD-Bundestagsfraktion wichtig, klar zu machen, dass wir gerade für gemeinnützige Unternehmen zusätzliche Maßnahmen brauchen. Heraus gekommen sind schließlich drei Dinge, die sich schrittweise in der Koalition durchsetzen konnten: 1. Ein gesondertes Kreditprogramm für gemeinnützige Unternehmen – der Bund übernimmt eine 80-prozentige Haftungsfreistellung, die anderen 20 Prozent kommen von den Ländern. 2. Die Familienferienstätten wurden explizit in die Überbrückungshilfen aufgenommen, die ähnlich den Soforthilfen der ersten Stunde direkte Zuschüsse bis zu 150.000 Euro bereitstellen. 3. ist es im Rahmen des Nachtragshaushalts gelungen, nochmal ein 100 Millionen-Euro-Programm auf die Beine zu stellen, das dort hilft, wo es notwendig ist. Die Fördervoraussetzungen dafür werden im Bundesfamilienministerium erarbeitet. Hinzu kommen in vielen Bundesländern eigene Landesprogramme.

Das Konjunkturpaket setzt darüber hinaus mit dem Kinderbonus in Höhe von 300 Euro für jedes Kind, der nicht auf Sozialleistungen angerechnet wird, außerdem einen deutlichen Akzent für starke Familien in unserem Land. Nicht zuletzt wünsche ich mir, dass es uns mit allen Einrichtungen der Familienerholung gelingt diese Krise zu überwinden.

Warum sind gemeinnützige Urlaubsangebote wie die evangelischen Familienferienstätten wichtig – neben allen anderen Angeboten, die es gibt?

Mast: Familienferienstätten sind für viele Familien insbesondere mit kleinem Einkommen häufig die einzige Möglichkeit einen gemeinsamen Urlaub zu verbringen. Sie sind aber als Leistung der Kinder- und Jugendhilfe mehr: Sie bieten Familien auch die Chance, sich abseits vom Alltag als Familie ganz anders zu erleben, sich konkret mit dem eigenen Familienleben und allem, was dazu gehört, zu beschäftigen, Beratung und Unterstützung zu erfahren und in den Austausch mit anderen Familien zu kommen.

Familien und Kinder waren ohne Frage die Leidtragenden dieser Corona-Krise. Familienerholung kann dazu beitragen, diese Belastung, gerade in Familien mit besonderen Herausforderungen, aufzufangen. Ich wünsche mir, dass noch mehr Familien in Deutschland dieses Angebot wahrnehmen und Familienerholung für sich entdecken. Ich selbst habe mit meiner Familie bereits sehr schöne Urlaube in Familienferienstätten verbracht.

Und noch etwas sei an dieser Stelle angemerkt: Seit ich dieses Ehrenamt ausüben darf beeindruckt mich das Herzblut, mit dem die Häuser betrieben werden. Alle folgen einem umsichtigen Gästeprinzip. Das geht nur Hand in Hand und auf einem klaren Wertefundament, das sich allen Familien zuwendet. Dafür will ich hier einfach Danke sagen – als Bundesvorsitzende wie als Bundestagsabgeordnete. Ich ziehe meinen Hut.

Redaktion: Diakonie/Sarah Spitzer